Rezept: Topfenknödel mit Zwetschgen

blumberg

13. Oktober 2021|In Allgemein, Highlights, Klima-Wissen

Topfenknödel mit Zwetschgen

Rezeptidee – gesund für uns, gesund fürs Klima

Leckerer, original bayrischer Gaumenschmaus: Bei der Klima-Kochshow zum Auftakt der Klima-Aktionswoche Forchheim 2021 ging es nicht nur auf den Tellern heiß her – Themen rund um den regionalen Klimaschutz wurden besprochen und rege diskutiert.

Untenstehend stellen wir das Rezept zum Klimawochen-Auftakt zum Nachkochen zur Verfügung.

Topfenknödel mit Zwetschgen

Zutaten

40 g Butter
30 g Puderzucker
10 g Vanillezucker
Je von zwei Orangen und Zitronen die Schale
Salz
1 Eigelb
3 Eier
125 g Weißbrot
500 g Topfen auf 350 g ausdrücken

Für die Zwetschgen
500 g Zwetschgen
1 EL Butter
2-3 EL Zucker (je nach dem, wie sauer die Zwetschgen sind)
100 ml trockener Wein

Butter mit den Zutaten verrühren, nicht aufschlagen. Eier mit dem Gemahlenen Weißbrot vermengen. Den Topfen unter die Masse mischen (ohne viel zu rühren). Zu Golfball großen Knödeln formen und in Kochendes Salz/Zucker Wasser geben. Mit Deckel ca. 10-15 ziehen lassen.

In der Zwischenzeit etwas Butter und Zucker in einer Pfanne schmelzen lassen und nach und nach Semmelbrösel zugeben bis die Masse nicht mehr zusammen klebt.

Für die Zwetschgen diese entkernen und vierteln.
Butter mit Zucker in einem Topf karamellisieren und mit dem trockenen Wein ablöschen. Zwetschgen zugeben und solange köcheln, bis das Karamell aufgelöst ist. Die Topfenknödel aus dem Wasser nehmen, etwas abtropfen lassen auf einen Küchentuch und durch die Brösel wälzen.

Zwetschgen in die Tellermitte geben und den halbierten Topfenknödel darauf geben. Eine Kugel Vanilleeis rundet das Ganze noch ab.

Foto: Jakub Kapusnak // Unsplash


Rezept: Topfen-Kartoffelpflanzerl mit Balsamico-Belugalinsen

blumberg

11. August 2021|In Allgemein

Topfen-Kartoffelpflanzerl mit Balsamico-Belugalinsen

Rezeptidee – gesund für uns, gesund fürs Klima

Urtypisch bayerisches Kochhandwerk – Koch Michael Kaiser vom Restaurant „Alter Wirt“ in Grünwald bei München, einem der ersten bio-zertifizierten Bio-Restaurants und Biohotels in Bayern, wünscht: Viel Spaß und guten Appetit!

Topfen-Kartoffelpflanzerl

Zutaten

600 g gekochte, geschälte Kartoffeln (am bestem vom Vortag)
400 g Topfen (Quark)
50 g Kartoffelstärke,
50 g Mehl
80 g Semmelbrösel
2 Eier
2 Eigelb
Salz
Pfeffer
Muskat
Kräuter (Majoran, Blattpetersilie, Schnittlauch)

Zubereitung

  1. Kartoffeln mit einer Kartoffelpresse pressen, daraus eine Mulde formen.
  2. Topfen, Kartoffelstärke, Mehl, Semmelbrösel, Eier und Eigelb in die Mulde geben.
  3. Kräuter hacken und dazu geben, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
  4. Alle Zutaten von außen nach innen zügig mit einer Teigkarte zu einem glatten Teig verkneten.
  5. Den Teig auf der bemehlten Arbeitsfläche zu einer Rolle formen und in gleichmäßige Stücke schneiden.
  6. Die Stücke zu Pflanzerln formen und goldbraun braten.

Balsamico-Belugalinsen

Zutaten

1 Karotte
1 kleine Zwiebel
2 EL Öl
150 g Belugalinsen

450 ml Gemüsefond
50 ml Aceto balsamico
1 EL Zucker
½ Bund Schnittlauch
½ Bund Blattpetersilie
Salz
Pfeffer

Zubereitung

  1. Karotte und Zwiebel schälen und kleine Würfel schneiden, 2 El Öl in einem Topf erhitzen. Zwiebel- und Karottenwürfel darin andünsten. Belugalinsen dazugeben und kurz mitdünsten. Mit Gemüsefond aufgießen und bei milder Hitze zugedeckt 15–20 Min. garen.
  2. Inzwischen 50 ml Aceto balsamico und 1 EL Zucker in einem kleinen Topf aufkochen und auf ca. 2 El sirupartig einkochen lassen. Beiseite stellen. Blattpetersilie und Schnittlauch fein schneiden.
  3. Linsen mit dem Balsamico-Sirup und den Kräuter mischen.
  4. Mit Salz und Pfeffer würzen und mit den Pflanzerln servieren.


Interview: Wie bewegen wir uns in Zukunft fort?

Interview: Wie bewegen wir uns in Zukunft fort?

11. August 2021|In Allgemein, Im Interview

Wie bewegen wir uns in Zukunft fort?

Interview mit Energieforscher Christoph Bertram

Zu Fuß, per Rad, mit den Öffis, im Auto oder Flugzeug – jeden Tag entscheiden wir, wie wir uns fortbewegen. Für die Zukunft gilt es, klimafreundliche Konzepte und Reiseformen zu finden.
Christoph Bertram, Energieforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erzählt im Interview, wie nachhaltige Mobilität gelingen kann.

Was zeichnet sich ab? Fahren wir in Zukunft noch Auto?

Der Pkw wird weiterhin eine Rolle spielen, je ländlicher die Gegend und je größer die Distanzen, umso mehr. Immer mehr Autos laufen elektrisch. Die Auswahl an deutschen Anbietern von E-Autos wird zunehmend größer – so wird die Verbindung zur lokalen Industrie gelingen. Im ländlichen Raum ist es darüber hinaus eine günstige Option, Autos mit Sonnenenergie vom eigenen Dach zu laden. So werden E-Fahrzeuge mehr und mehr unser Straßenbild prägen. Gleichzeitig sollten wir schon allein aus Gesundheitsaspekten wieder mehr Wege auch zu Fuß und per Rad zurücklegen. Elektroräder sind für viele Menschen eine aktive und angenehme Form der Fortbewegung geworden – für kurze Strecken, für Besuche oder um einzukaufen.

Weitere Trends?

Aktuell wird es den Verbraucher:innen nicht einfach gemacht, eine Vielzahl von Angeboten gleichzeitig zu nutzen. Dennoch: Der Markt für gemischte Mobilitätsnutzer:innen wird größer. Es kommt zu individuellen Mobilitätsprofilen und Kombis aus E-Bike, ÖPNV, Carsharing etc. Neue Autos werden in vielerlei Fällen per App, also ohne Schlüssel zugänglich sein … das vereinfacht die Nutzung mit mehreren Leuten.

Carsharing ist doch eher was für die Stadt, oder?

Tatsächlich scheitern Carsharing-Angebote im ländlichen Raum momentan noch häufig, schlicht weil die kritische Masse an Nutzer:innen fehlt. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und Elektrifizierung von Pkw wird das aber in Zukunft wirtschaftlich attraktiver und auch einfacher möglich sein.

Was bedeutet nachhaltige Mobilität?

Mobilität ist nachhaltig, wenn alle Stoffströme im Kreislauf stattfinden können, sprich: Treibstoffe, bzw. die Antriebsenergie, aus regenerativen Energien stammen und die eingesetzten Rohstoffe technisch wieder aufbereitbar sind, um sie erneut zu verwenden. Eine Kreislaufwirtschaft ist aktuell auch mit E-Autos noch nicht vollständig realisierbar. Sie geben aber grundsätzlich die Möglichkeit dazu – im Gegensatz zu Verbrennungsfahrzeugen, die prinzipiell Rohstoffe verbrauchen.

Darüber hinaus muss man den Begriff Nachhaltigkeit breiter betrachten und sehen, was Fremdauswirkungen sind: Ist die Lärmbelästigung in angemessenem Rahmen? Sind Platzbedarf und Nutzung im Einklang?

… die Produktion von Batterien für E-Autos kann nachhaltig sein?!

Ein Hauptproblem sind hier die Abbaubedingungen für importierte Rohstoffe aus bestimmten Ländern. Diese sind aber nicht exklusiv für die E-Mobilität Thema, sondern auch für Computer, Baustoffe etc. Hier wären Vorgaben vom Gesetzgeber wichtig – bezüglich Dokumentation und Aufbereitung. Die EU ist da am Voranschreiten. Doch im Moment interessiert ein Wiederverwerten nicht, weil selbst begrenzt verfügbare Rohstoffe noch viel zu billig sind. Auf lange Sicht muss, wer ein E-Auto fertigt, auch die vollständige Dokumentation der Rohstoffe bieten – plus ein Konzept zur Wiederaufbereitung und Rückführung der Batterie und aller verwendeten Stoffe.

» Ein Transatlantikflug ist nachhaltig nur alle zehn Jahre drin. «

 

Was ist mit Wasserstoff als Treibstoff?

Wasserstoff arbeitet effizienter als ein Verbrennungsmotor, aber nicht so effizient wie Batterien. Außerdem ist Strom – ähnlich den jetzigen Tankstellen – flächendeckend verfügbar und man kann jederzeit laden. Ein dichtes Netz aus Wasserstoff-Tankstellen ist dagegen extrem teuer und kaum denkbar. Auch für Lkw spricht daher immer mehr die Batterie als der Wasserstoff.

Wie sieht’s mit Flugreisen aus?

Flugverkehr wird auf jeden Fall teurer werden müssen. Die aktuellen Preise spiegeln nicht wieder, was an Kosten und Umweltschäden verursacht werden, und man zahlt auch kaum Steuern. Reisende werden bei angepassten Preisen auch ihre Flugreisen wieder bewusster planen – das bedeutet z. B. mehr Beschäftigung mit dem Reiseland oder der Stadt und längere Zeiträume am Zielort.

Eine vierköpfige Familie möchte in den Urlaub fliegen. Wie oft wäre verträglich?

Hier können wir mit 1.000 km pro Jahr pro Kopf als global gerechten und nachhaltigen Durchschnitt weiterüberlegen: Nachhaltig wäre demnach alle drei bis vier Jahre eine Flugreise innerhalb Europas. Alternativ ist ein Transatlantikflug nachhaltig nur alle zehn Jahre drin.

Es spricht vieles dafür, dass sich die E-Autos komplett durchsetzen und nach und nach andere verdrängen. Die Menschen werden sich zunehmend in persönlichen Mobilitätsprofilen bewegen und gemäß ihres Bedarfs und ihrer Gewohnheiten Bewegungsformen kombinieren und Fahrzeuge teilen. Fliegen muss und wird wieder eine höhere Wertschätzung zukommen, auch in Form der Kosten. So werden Flugreisen weniger und bewusster genutzt werden.

Was kann ich tun?

Durchschnittlich steht ein Auto 90 Prozent der Zeit geparkt da, oft entspricht die Größe des Autos nicht dem Bedarf, Flugreisen sind häufig zu kurz …
Hier einige Ideen für nachhaltige Mobilität:

  • Kurze Strecken zu Fuß, mit Fahrrad/E-Bike
  • Auto: klein statt groß, eins statt zwei
  • Autos gemeinsam nutzen
  • innerdeutsche Strecken mit dem Zug reisen
  • Flugreisen bewusster planen, länger bleiben


Das Klima der Zukunft in Forchheim: +3,6 °C bis 2100?

In Sachen Klima

10. August 2021|In Allgemein, Klima-Wissen

Das Klima der Zukunft in Forchheim*: +3,6 °C bis 2100?

*zusammengefasste Landkreise Forchheim-Fürth-Erlangen-Höchstadt-Nürnberg

Mit Hilfe von Klimaprojektionen können Aussagen über die Entwicklung von Temperatur und Niederschlag in der Zukunft getroffen werden. Dafür werden unterschiedliche Szenarien für die Emission von Treibhausgasen herangezogen.

Die mittlere Jahrestemperatur in den Landkreisen Forchheim-Fürth-Erlangen-Höchstadt-Nürnberg lag im Referenzzeitraum 1971 2000 bei 8,4 °C. Werden in Zukunft, wie im sogenannten RCP8.5-Szenario („ohne Klimaschutz“) angenommen, Treibhausgase weiterhin ungebremst ausgestoßen, kann die mittlere Jahrestemperatur gegen Mitte des Jahrhunderts (2041 2070) auf 10,6 °C (+2,2 °C) bzw. gegen Ende des Jahrhunderts (2071 2100) sogar auf 12,0 °C (+3,6 °C) ansteigen.

Wenn wir jetzt handeln und weltweit umfassende Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, um die Treibhausgasemissionen entsprechend dem Pariser Klimaabkommen im globalen Mittel auf deutlich unter 2 °C einzuschränken (RCP2.6-Szenario: 2 °C-Obergrenze), kann die Temperaturerhöhung deutlich beschränkt und langfristig stabilisiert werden (+1,2 °C gegen Mitte des Jahrhunderts bzw. +1,0 °C gegen Ende des Jahrhunderts im Vergleich zum Referenzzeitraum 1971 2000).

Diese Klimaprojektionsdaten aus den Landkreisen Forchheim-Fürth-Erlangen-Höchstadt-Nürnberg zeigen die Temperaturentwicklung zweier Szenarien im Vergleich zum Zeitraum 1971 2000 auf.

In Grün: Szenario 1 mit Klimaschutz-Maßnahmen, in Orange: Szenario 2 mit wenig bzw. keinen Klimaschutz-Maßnahmen. Die tatsächlich gemessenen Werte zeigen, dass sich die bisherige Temperaturentwicklung entlang der maximal erwarteten Werte des Szenarios ohne Klimaschutz-Maßnahmen bewegen.

Der Treibhauseffekt

Treibhausgase in der Atmosphäre wie Kohlendioxid, Methan oder Lachgas machen ein Leben auf der Erde überhaupt erst möglich.
Sie lassen die einfallende Sonnenstrahlung fast komplett bis zur Erdoberfläche durch, von der sie als Wärmestrahlung reflektiert wird. Diese Wärmestrahlung wird allerdings von den Treibhausgasen – wie durch das Glas eines Treibhauses – teilweise zurückgehalten und bleibt in der Atmosphäre. Durch diesen Treibhauseffekt beträgt die weltweite Durchschnittstemperatur rund 15°C. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt hätten wir auf der Erde im Durchschnitt nur lebensfeindliche -18°C. Je höher die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre ist, desto stärker wird die Wärmestrahlung zurückgehalten.


Regionaler Klimaschutz

blumberg

5. August 2021|In Allgemein, Im Portrait

So wird's was!

Der Landkreis Forchheim engagiert sich in vielfältiger Weise für den Klimaschutz. Hier eine Auswahl an bereits bestehenden Initiativen, Projekten und Angeboten

Energie-/Fördermittelberatung

Das Büro Energie und Klima des Landratsamts Forchheim berät seit vielen Jahren unverbindlich, neutral und kostenfrei über die verschiedenen Förderprogramme für energieeffizientes Bauen, energetisches Sanieren, effiziente Heiztechniken, erneuerbare Energien sowie über allgemeine Möglichkeiten des Energiesparens.

800 Beratungen pro Jahr

Das Angebot wird sehr gut genutzt – pro Jahr finden ca. 800 Initial- und Fördermittel-Einzelberatungen statt. In den vergangenen Jahren konnten Bürger:innen des Landkreises Forchheim folgende staatliche Förderungen für energetische Maßnahmen abrufen – in Summe pro Jahr:

  • in Höhe von ca. 1,1 Mio. Euro beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG)
  • Zuschüsse in Höhe von ca. 4,7 Mio. Euro sowie ca. 37,7 Mio Euro als Kredit mit Tilgungszuschuss bei der KfW-Bankengruppe
  • und Fördermittel des Freistaats Bayern in Höhe von 77.700 Euro.

Energiesprechstunde und Vor-Ort-Beratung

Zusätzlich werden mehrmals im Jahr Energiesprechstunden mit Bausachverständigen angeboten. Für die individuellen, ca. 45-minütigen Gespräche ist eine Anmeldung erforderlich.

Fachvorträge zu Energiethemen

Der Arbeitskreis Info-Offensive Klimaschutz veranstaltet seit 2011 in Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises jeweils im Frühjahr/Herbst eine Vortragsreihe zu verschiedenen Energiethemen – wie Dämmen, Fenstertausch, Heizungssanierung, Photovoltaik, Fördermöglichkeiten. Die Termine und Themen werden über das VHS-Programm, Amtsblätter und die Tageszeitungen sowie online angekündigt. Eine Anmeldung ist notwendig.

Mehr unter: www.lra-fo.de/klima

Kontakt

Das Angebot Energieinformation ist im Landratsamt Forchheim dem Fachbereich L2 Energie und Klima zugeordnet. Ansprechpartnerin: Christine Galster
E-Mail: klima@lra-fo.de
Tel.: 09191/86-1025.

Mit gutem Beispiel voran – das Landratsamt Forchheim hat das Dach des Verwaltungsgebäudes komplett mit Photovoltaik ausgestattet. Hier finden auch die Energieberatungen statt.

Apfelbäume blühen immer früher. Die Grafik zeigt, dass sich der Beginn der Apfelblüte um ca. 3 Wochen im Jahr nach vorne verschoben hat. Die Werte stammen vom Messstandort Streitberg.
Grafik/Daten: LRA Forchheim/Deutscher Wetterdienst.

Mehr unter: www.lra-forchheim.de

STRENCH - ein Projekt zur Klimaanpassung

Natur- und Kulturgüter sind vom Klimawandel bedroht. Sie zu schützen und drohende Auswirkungen möglichst gut abzufangen, ist das Ziel des EU-geförderten Projekts STRENCH. Dafür wird u. a. das webbasierte Geoinformationssystem webGIS für den öffentlichen und privaten Sektor weiterentwickelt und verbessert, um die Folgen des Klimawandels genauer abschätzen zu können und besser darauf vorbereitet zu sein. Der Landkreis Forchheim tritt hierbei als Projektpartner und Modellregion auf.

Wie geht das?

Ein Team rund um Projektmanager Sebastian Maier beobachtet und analysiert die schon heute merklichen Klimaveränderungen im Landkreis Forchheim und entwickelt entsprechende Anpassungsmaßnahmen. Dazu finden auch Interviews und Workshops mit lokalen Akteuren statt – u.a. aus Obstbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft. Mit wissenschaftlicher Unterstützung der STRENCH-Projektpartner auf EU-Ebene wird auf diese Weise eine Klimaanpassungsstrategie für den Landkreis Forchheim erarbeitet.

… und wozu?

Klimaanpassung ist neben dem Klimaschutz ein zweiter wichtiger Baustein der Klimapolitik, denn – das zeigen die bisherigen Ergebnisse eindeutig – der Landkreis Forchheim ist schon jetzt stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Das zeigt sich beispielsweise in der zunehmenden Trockenheit, den häufigeren Hitzeereignissen oder einer erhöhten Spätfrostgefahr.

STRENCH steht übrigens für „Stärkung der Resilienz von durch Umweltveränderungen bedrohten Kulturgütern mittels proaktiver transnationaler Zusammenarbeit“.

Kontakt

Das EU-Projekt STRENCH ist im Landratsamt Forchheim dem Fachbereich L6 Klima, Energie, Obst- und Gartenbau zugeordnet.
Ansprechpartner: Sebastian Maier
E-Mail: sebastian.maier@lra-fo.de
Tel.: 09191/86-1023.

Das Wässerwiesen-Projekt

Wässerwiesen sind eine jahrhundertealte, ausgeklügelte und faszinierende Bewässerungstechnik. Sie nutzen die Kraft des Wassers, lenken und leiten es über Wehre, Dämme oder einfache Erdgräben auf die Wiesenflächen – für jeden Teil der Wiese genau dosierbar. Dabei folgt es einem kaum wahrnehmbaren natürlichen Gefälle. Auch Wasserspeicher können so angelegt werden.

Einzigartiges Natur- und Kulturerbe

Früher trieben Wasserräder an Bächen und Flüssen Mühlen zum Mahlen, Hämmern und Sägen an. Sie waren die Vorbilder für die Schöpfräder der Wässerwiesen im Wiesenttal und an der Regnitz. Mit ihnen konnten auch höher gelegene Flächen gewässert werden. Vier bis fünf Meter Höhenunterschied schafften sie von der Wiesent in die Aue. Das untere Wiesenttal zählt mit zu den besterhaltenen Bewässerungsgebieten Europas und ist eines der ältesten Verbreitungsgebiete der Wiesenbewässerung im fränkischen Raum.

Die Wässerwiesen heute

In der industriellen Landwirtschaft hat diese nachhaltige, aber arbeitsintensive Wiesenbewässerung keinen Bestand. Die letzten Wässerwiesen sind bedroht. Um diese nachhaltige Bewirtschaftungsform zu schützen, zu entwickeln und zu erhalten, ist 2017 das Projekt „Erhalt der traditionellen Bewässerung im Wiesenttal im Forchheimer Land“ – kurz: Wässerwiesen-Projekt – ins Leben gerufen worden. Es berät und koordiniert die in Wässergenossenschaften organisierten Landwirte und unterstützt sie bei der Instandhaltung oder Erneuerung der Grabensysteme und Stauanlagen.

Das Wässerwiesen-Projekt wurde 2018 und 2020 als offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.

Mehr unter: www.waesserwiesen-franken.de

(c) Landratsamt Forchheim


Interview mit Prof. Dr. Harald Lesch

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4. August 2021|In Im Interview, Klima-Wissen

»Wenn wir nicht schnell genug sind, kippt das Klima weg!«

Interview mit Prof. Dr. Harald Lesch

Klimaschutz geht alle an. Doch: Wie viel Zeit bleibt uns noch? Was genau ist zu tun? In welcher Reihenfolge? Und von wem? Warum geht das alles so schleppend? Wir trafen den Astrophysiker und Klima-Experten Prof. Lesch im April 2021 in München zu einem Gespräch und fragten ihn in Sachen Klimawandel nach dem Stand der Dinge, nach Handlungsoptionen und der Dringlichkeit …

Herr Prof. Lesch, ganz konkret: Wo stehen wir heute?

Wir stehen an einer Wegkreuzung: Wenn wir nicht schnell genug sind bei der Reduktion der Treibhausgase, dann kippt das Klima weg! Das gilt nicht nur für Bayern, das gilt für Deutschland, für Europa, für die ganze Welt. Wir sehen an allen möglichen Indikatoren, dass es wirklich ganz ganz dringend ist, JETZT die Richtung zu wechseln.

Ist das Zwei-Grad-Ziel überhaupt noch zu schaffen?

Es gibt eine Reihe von Extrapolationskurven, die zeigen, wie viel Kohlenstoff wir überhaupt noch in die Atmosphäre entlassen dürfen. Inzwischen sind wir so weit, dass es einen ziemlich radikalen Schnitt braucht: Wir müssen richtig heftig runter mit der CO2-Emission, weil u. a. die natürlichen Kohlenstoff-Kreisläufe durch die allgemeine globale Erwärmung schon so angeregt sind, dass wir immer schneller und schneller sparen müssen. Aber: Ja, es geht noch! Noch hätten wir die Möglichkeit, es zu schaffen.

Wie viel Zeit bleibt uns noch?

Eine Dekade. Entweder wir kriegen es jetzt und in den nächsten zehn Jahren hin, oder es ist vorbei. Danach bleibt uns so wenig Zeit, dass wir es praktisch überhaupt nicht mehr schaffen können.

… was sind die zentralen Stellschrauben?

Das Allerwichtigste ist, so schnell wie möglich aus den fossilen Ressourcen rauszukommen und so viel wie möglich erneuerbare Energie zu haben. Der gesamte Energieverbrauch in Deutschland reguliert sich über die Mobilität, über die Industrie, über die Haushalte und vor allen Dingen auch über die Wärme für die Häuser. Hier in Zukunft Strom einzusetzen aus erneuerbaren Quellen, das ist ganz ganz wichtig. Was die gesamte Energiemenge in Deutschland betrifft, sind die erneuerbaren Energien aktuell gerade mal ein Fünftel, das heißt: Wir haben noch nicht mal richtig angefangen!

Oftmals scheint es, als haben die Politik und auch Teile der Wirtschaft verstanden, was auf dem Spiel steht. Wer bremst und warum?

Es gibt auf jeden Fall eine ganz deutliche Äußerung von sehr weiten Teilen der Politik und auch der Industrie nach dem Motto: Wir haben verstanden. Aber aus dem „verstanden“ alleine folgt offenbar noch keine Handlung. Wir müssten viel schneller auf der Energieangebotsseite sein. Wenn erneuerbare Energien zu einem vernünftigen Preis angeboten werden können – wettbewerbskonform, ohne dass irgendjemand bevorzugt wird – dann würde es klappen.

„Was für Spielräume hinterlassen wir eigentlich unseren Kindern, unseren Enkelkindern?“

 

Jüngst kam die Meldung vom Verfassungsgericht, dass das Deutsche Klimagesetz in Teilen verfassungswidrig sei. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Also erst mal find ich’s großartig, dass so Begriffe wie Generationengerechtigkeit auf einmal in der Debatte sind. Das halte ich für extrem wichtig für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, dass wir aus dem Jetzt auch über die Zukunft nachdenken: Was für Spielräume hinterlassen wir unseren Kindern, unseren Enkelkindern, wenn wir so weitermachen wie bisher?

Ich muss sagen, ich hätte nicht damit gerechnet, dass das Verfassungsgericht das in dieser Deutlichkeit formuliert. Ich glaube, dass es jetzt ganz schwer wird für alle diejenigen, die meinen „ach komm, so schlimm ist das doch alles nicht mit dem Klimawandel, da machen wir erst mal die Klimaziele für 2030 und dann gucken wir mal  weiter“. Nein, jetzt muss konkret angesagt werden, was soll nach 2030 passieren. Jetzt müssen wir uns hinsetzen und müssen einen Plan machen, eine Liste mit den Maßnahmen, die notwendig sind.

Also ein echter Meilenstein?

Ja, das ist ein historisches Urteil. Das Verfassungsgericht hat sich zum Thema Klimaschutz so noch nie geäußert. Und dass es auch praktisch herausgefordert worden ist durch diejenigen, die sich da beklagt haben. Da sind vor allen Dingen auch viele junge Leute dabei – ein gutes Viertel, vielleicht ein Drittel hängt mit Fridays for Future zusammen. Diese Bewegung hat es wirklich geschafft, jetzt in den Gerichten Recht zu bekommen.

Was können wir jetzt schon nicht mehr verhindern?

Von der bayerischen Perspektive ausgeheng, ist das erste klare Bild, dass die Gletscher in den Alpen verschwinden werden. Wir werden eine ganze Reihe von schweren Extremwetterereignissen hinter uns gebracht haben und sicherlich mit Klimaanpassungsmaßnahmen zu tun haben: Diese betreffen den Hochwasserschutz, immer häufiger werden wir aber auch mit Waldbränden zu tun haben. Da werden wir unsere Freiwilligen- und Berufsfeuerwehren ausbauen müssen. Wir werden damit umgehen müssen, dass wir über längere Zeit Dürren haben, die unsere landwirtschaftliche Versorgung durchaus kritisch werden lassen. Unser Grundwasserspiegel sinkt – nicht in allen Teilen von Bayern, aber zum Beispiel im Norden von Bayern.

Und in der Zwischenzeit werden wir erneuerbare Energien ausbauen. Wir werden deutlich mehr Elektromobilität auf den Straßen haben, wobei wir nicht alle Autos, die Verbrenner sind, in Zukunft durch Elektroautos ersetzen werden. Wir werden weniger Autos haben und hoffentlich in der Fläche ein ziemlich gutes öffentliches Verkehrsnetz mit elektrischen Bussen, die digital organisiert sind.

Summa summarum würde ich denken, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass es über längere Zeit sehr heiße Sommer geben wird, was natürlich auch die Gesundheitssituation vieler Menschen in Deutschland beeinflussen wird. Wie reagieren Krankenhäuser darauf, wie der medizinische Sektor überhaupt? … auch da wird es Veränderungen geben. Wir werden in Deutschland neue Allergien sehen und durch Pflanzen aus dem Süden eine ganz neue Pollensituation haben. … ich befürchte, dass wir spannenden Zeiten entgegengehen.

Was können die Menschen in Bayern ganz konkret und sofort in ihrem Alltag ändern und umsetzen, was tatsächlich sinnvoll ist?

Natürlich kann ich mir jeden Tag den Kopf darüber zerbrechen, was ich alles tun könnte – kalt duschen und andere Sparmaßnahmen … Aber das ist nicht der Punkt. Das Allerwichtigste ist tatsächlich, kampagnenfähige Begriffe zu entwickeln, damit auf die Straße zu gehen und die Politik dazu zu bringen, genau die Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer wir ganz automatisch das Richtige tun.

„Einen klaren Willen zum Klimaschutz drückt keine schweigende Mehrheit aus.“

Wir alle müssen unseren gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten klarmachen: „Wir wollen eine ordentliche Klimaschutzpolitik, die ökologisch gut nachhaltig  ist. Nehmt das ernst, ansonsten werden wir euch bei der nächsten Wahl schlicht und ergreifend nicht mehr wählen.“

Es muss deutlich sein, dass der Souverän – und das sind wir alle – einen klaren Willen zum Klimaschutz hat. Und diesen Willen, den drückt keine schweigende Mehrheit aus … die schweigt nämlich, sondern sie muss sich bemerkbar machen. Und in diesem Sinne ist politischer Aktivismus hier eigentlich erste Bürger:innenpflicht!

Professor Dr. Harald Lesch

ist Astrophysiker, Naturphilosoph sowie Wissenschaftsjournalist und vielen bekannt als Moderator der ZDF-Wissenschaftsreihe Leschs Kosmos. Er ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.

Das gesamte Interview mit Prof. Lesch sowie weitere spannende Gastbeiträge und Interviews lesen Sie im Programmheft zur Klima-Aktionswoche Ostallgäu/Forchheim.